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März 2017

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Mark Mulholland:

Eine wahnsinnige und wundervolle Welt

Irland in den 1980er und 90er Jahren, der Konflikt mit den Briten währt Jahrzehnte. Jeder (junge) Mensch muss sich die Frage stellen, wie er sich zur IRA verhalten soll. Johnny, der Held des Buches, geb. 1972, wird von seinem Geschichtslehrer zum Scharfschützen ausgebildet, seinen ersten Mord begeht er mit sechzehn Jahren. Kein Mensch ahnt, welches Doppelleben er führt, er selbst ist davon überzeugt, das Richtige zu tun. Bis er als Neunzehnjähriger Cora kennen lernt, das Mädchen, mit dem er sein Leben verbringen möchte. Er muss ihr versprechen, "nichts Böses zu tun" -

dies setzt einen Prozess in Gang, in dem starke Zweifel am Sinn des bewaffneten Kampfes in ihm aufkommen. 

Zum einen Teil ist das Buch ein Entwicklungsroman,

der Leser begleitet Johnny auf seinem Weg ins Leben. 

Zum anderen ist es ein politisches Buch, das ganz konkret aufzeichnet, wie ein vererbter Konflikt das Leben eines Menschen bestimmt. Wie ein junger Mann, der sich als Befreier sieht, zum Terroristen wird. Und wie schwer es ist, aus einem Krieg wieder herauszukommen.

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Antanas Skema: Das weisse Leintuch

Skema schrieb diesen Roman zwischen 1952 und 1954, der Held Antanas Garsva

ist sein Alter Ego. Der während des Zweiten Weltkrieges aus Litauen über Deutschland in die USA emigrierte Dichter arbeitet als Liftboy und versucht in immer neuen Ansätzen das zu fassen, was in diesem

20. Jahrhundert geschehen ist. Mit Litauen und der europäischen Kultur, mit seinem eigenen Leben.

Es entsteht ein dichtes Geflecht aus Erinnerungen, Episoden, Überlegungen und Wahrnehmungen, das up and down des Aufzugs begleitet das Hin und Her der Gedanken Garsvas.

Der Leser hat die Aufgabe, viele Puzzleteile zusammen zu setzen - er wird dafür mit einem außergewöhnlichen Leseerlebnis belohnt.

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Stephan Lohse: Ein fauler Gott

Der elfjährige Ben verliert seinen kleinen Bruder. Zurück bleiben er und die verzweifelte Mutter, der Vater lebt mit seiner zweiten Frau weit weg.

Während Ruth, die Mutter, gegen eine sich immer mehr verhärtende Leere ankämpft, schafft Ben den Weg heraus aus der alles bestimmenden Trauer. Seine Naivität und Neugier aufs Leben gewinnen die Oberhand. Der Roman spielt Anfang der 1970er Jahre und fängt die Atmosphäre dieser Zeit wunderbar ein. Und wirklich beeindruckend ist, wie nah der Autor dem Leser Ben und seine Mutter bringt, ohne ihnen zu nahe zu treten. Mit feiner Beobachtungsgabe beschreibt er ihre Mühen und auch die Hilfen, die sie erfahren, die Umgebung, in der sie sich bewegen und wie die Lust am Spiel Leben retten kann.

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Takis Würger: Der Club

Hans wird von seiner Tante aus einem Internat in Bayern an die Universität in Cambridge geholt. Er soll dort studieren, vor allem aber ein Verbrechen aufklären, von dem sie ihm nicht sagt, worum es sich handelt. Hans lässt sich auf dieses Experiment um Lüge und Wahrheit ein. Er findet Aufnahme in das Boxteam der Uni und in den legendären Pitt Club, der mit dem Verbrechen in Zusammenhang steht. Dieses Debüt ist Entwicklungs- und Gesellschaftsroman, der Held muss lernen, welch mächtige Triebfeder Rache ist. Er ist nicht der "Hans im Glück", aber er ist sehr reflektiert und hat gute Chancen, dass das Glück im Leben sich noch einstellen wird.

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