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Juni 2015

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Carson McCullers:

Die Ballade vom traurigen Café

Miss Amelia führt ein gut gehendes Café in einer Kleinstadt der amerikanischen Südstaaten - es ist die einzige Vergnügungsstätte weit und breit. Und der einzige Ort, an dem die Menschen ihre Hoffnung nähren, das Leben könnte doch einen Wert haben. Als nach langen Jahren Amelias Ehemann zurückkehrt, verändert sich alles. Aus einem harten Kampf geht die ehemals sehr unabhängige Frau geschlagen hervor, das Glück, das nur kurz vorbeischaute, weicht einer langen Einsamkeit. Sie scheint eine menschliche Konstante zu sein.

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Bruce Chatwin:

Der Vizekönig von Ouidah

Dom Francisco da Silva wird Ende des 18. Jahrhunderts im Sertao (Brasilien) geboren. Das Schicksal verschlägt ihn nach Westafrika, wo er zum Sklavenhändler, reichsten Mann des Landes und Vizekönig aufsteigt. Sein Leben gleicht einer Achterbahnfahrt:

er stirbt bettelarm, noch in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts sucht seine riesige Familie nach Papieren, die den Reichtum zurückbringen sollen.

Chatwins Geschichte nimmt die Legende um Francisco zum Ausgangspunkt, er kreiert daraus einen überbordend phantasievollen, wortmächtigen, bunten und unglaublich lebhaften Roman. Das "Skelett" dafür entstand in Ouidah (dem heutigen Benin), wo Chatwin 1977 in einen Putsch geriet und verhaftet wurde. Er kehrte nie mehr nach Westafrika zurück, die Eindrücke waren jedoch gewaltig genug, um dieses "Werk der Imagination" zu schreiben.

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Anna Enquist: Die Betäubung

Suzan, die Anästhesistin, und ihr Bruder Drik, Psychiater, gehen völlig gegensätzliche Wege, um dem Schmerz zu begegnen.

Suzan betäubt ihn, Drik begleitet Menschen, die sich ihm stellen. Allard, ein junger Mann, der bei Drik eine Lehrtherapie macht, später die Abteilung wechselt und Suzans Praktikant ist, wird zu einer Art Katalysator, der beide an ihre Grenzen bringt.

Und das Leben einer ganzen Familie verändert. 

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Ian McEwan: Kindeswohl

Die Richterin Fiona Maye muss darüber entscheiden, ob einem 17jährigen leukämiekranken Jungen gegen den Willen der Eltern - sie sind Zeugen Jehovas - eine Bluttransfusion verabreicht werden darf. Und dies zu einer Zeit, als ihre Ehe in einer tiefen Krise steckt und sie seelisch angeschlagen ist. In ihrem Urteil lotet sie die Grenzen des freien Willens bei lebenslanger Indoktrination aus und ordnet zum Wohl des Kindes die Transfusion an. Später, als Adams Leben und Einstellung sich verändert haben, muss sie erkennen, dass sie als Mensch in einem entscheidenden Moment Schwäche gezeigt hat. Die Verantwortung der Richterin entbindet sie nicht von der persönlichen Verantwortung.

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