It´s Raining Elephants - Marta und Ich

Hinter dem schönen Namen

"It´s Raining Elephants" verbirgt sich das Autoren-Duo Nina Wehrle und Evelyne Laube. Die beiden Frauen arbeiten zusammen in einem Atelier, das Bücher gestaltet - und einiges mehr. Die Geschichte von Marta und dem Löwen, der sie in der Ich-Form erzählt, handelt von Freundschaft in ihrer ganzen Tiefe und Breite.

 

Dass Marta ein außergewöhnliches Mädchen ist, zeigt schon ihr wuscheliger roter Haarschopf, klassisches Attribut vieler Rebellinnen der Literatur.

Der erste Satz des Buches lautet: "Marta zeichnet immer und überall." Sie kniet am Boden und malt ein Selbstporträt.

Es ist eine ruhige Szene, ganz aus schwarzen Linien bestehend, lediglich die roten Locken und ein zartes bisschen Gelb in einer Flasche bringen etwas Farbe ins Spiel.

 

Doch dann steigt sie auf die Leiter, um ein sehr großes Bild zu malen. Mit dickem Pinsel trägt sie eine gelbe Fläche auf und sehr schnell entsteht der Löwe. Kaum geboren, entsteigt er dem Bild und begrüßt Marta sehr freundlich:

"Bonjour Madame, gestatten Sie?"

Sie erschrickt erstmal, flieht ins Bad, das überdimensional groß ist. So zeigt auch ihr Spiegelbild eine viel zu große Marta. Ist ihr Schreck so überwältigend? Aber sie versteckt sich nicht, sie knurrt den Löwen an. Damit bändigt sie ihn,

er folgt ihr von nun an auf Schritt und Tritt.

 

Mit dabei sind im ganzen Buch entweder der kleine Elefant oder die Schildkröte, Martas ausdauernde Begleiter.

Einen dieser beiden zu entdecken ist ein zusätzliches Vergnügen beim Betrachten der Bilder, die immer kleinteiliger werden, detaillierter und auch verwirrender.

 

Marta kocht für den Löwen, das hält sie nicht davon ab, weiter zu malen. Gerne benutzt sie dafür auch den Pinsel am Schwanzende ihres Löwen.

 

Sie bringt Blau ins Spiel. Aus einem kleinen Punkt entwickelt sich im Verlauf einiger Seiten ein Meer.

Eigentlich liegen die beiden ja im Bett. Sie träumen sich aber hinaus in die Welt - wie eine Gondoliera fährt Marta den Löwen über das Wasser, er schläft friedlich.

 

Frisches Grün kündigt Land an. Tatsächlich. Zuerst einzelne Bäume, dann dichter werdender Bewuchs, exotische Tiere.

Sie spielen "Verstecken im tiefsten Dickicht."

 

Erkennbar wieder zu Hause in Martas Zimmer haben sie plötzlich Lust auf eine Wasserschlacht. Gesagt, getan.

Es geht hoch her, wird immer wilder, die Grenze von Spaß und wann es ernst wird, verfließt. Marta fühlt sich wohl bedroht, sie steigt aus aus dem "Spaß".

Und bringt den Löwen mit einer umwerfenden Geste zur Ruhe: mit einer Schau-mir-in-die Augen-Kleiner-Hand-bewegung verbannt sie das Chaos hinter den Löwen, der sie dann auch ganz friedlich-freundlich anschaut.

 

Aber sie ist richtig wütend. Der Löwe befindet sich fast in Auflösung, so außer sich ist er ob dieses Ausbruches Martas.

Dann räumt sie auf, alles beruhigt sich.

Marta lässt sich auf dem Rücken des Löwen nieder, füttert ihn mit Popcorn, sie vertragen sich wieder.

Und schon wird getanzt!

 

Und auf in die Welt. Diesmal in die Stadt.

Erstaunlicherweise riecht es gerade dort "wie zu Hause" für den Löwen. Er ist nicht mehr zu bremsen. Er springt.

Im Bild zu sehen ist nur noch sein Schwanzende, an das sich Marta klammert, an ihrem Fuß hängt der Elefant, sie fliegen, der Hintergrund ist nichts als blauer Himmel.

Dann fällt der Elefant Richtung Erde zurück, eine Seite später landet auch Marta auf dem Boden der Realität.

Ganz erledigt liegt sie da, gut dass die Schildkröte sie tröstet.

 

Der Löwe ist weg. Die Wand, an der sein großes Porträt hing, ist nun leer. Auf der anderen Seite hängt ein neues Bild: 

"KOMM ZRÜCK" steht darauf.

Marta malt weiter. Andere Löwen, einen Papagei, ihr Atelier ist ein bisschen unordentlich geworden. Den Löwen hat sie nicht vergessen. Er wird ein Paket von ihr bekommen. 

Aber was da drin ist, das verrate ich jetzt nicht.

 

Auf dem letzten Bild lächelt Marta fein, ruhig und mit

sich und der Welt zufrieden. Es geht ihr gut.

Sie hat ein wildes Abenteuer erlebt. Die Welt von Schwarz und Weiß in eine bunte und vielfältige verwandelt.

Einen Löwen gebändigt, ihn ins eigene Leben entlassen.

Dieser schenkt ihr dafür eine Geschichte.

 

Der Löwe hat, wie Marta auch, auf jedem Bild einen anderen Gesichtsausdruck. Die Bilder sind von minimal bis expressiv, laut(stark) farbenprächtig - mehr Vielfalt geht nicht.

Das Buch schüttet ein ganzes Füllhorn  an Gefühlen aus,

der Leser bzw. Betrachter kann in die Geschichte eintauchen, aus ihr auftauchen, weiterschwimmen- und fliegen, er wird bei jedem Mal etwas Neues entdecken.

 

Sie ist eine sehr sympathische Rebellin. Dass sie eine solche ist, wird schon auf dem Titelbild klar, schließlich malt sie das Gesicht des Tieres erkennbar an seine Hinterseite....

 

 

 

 

 

 

 

 

 

It´s Raining Elephants: Marta und Ich

Deutsche Textfassung von It´s Raining Elephants

Atlantis Verlag, 2017, 96 farbige Seiten

(Französische Originalausgabe 2017)