Die neuesten Empfehlungen
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Juli 2025
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Hannah Arendt (Text) & Hildegard E. Keller (Illustr.): Die weisen Tiere
Der einzige literarische Prosatext der berühmten Philosophin, einer messer-scharfen Denkerin, ist ein Märchen. Es erzählt die Geschichte einer kleinen Gänsemagd, die sich auf die Reise begibt, um eine ganz besondere Gans wiederzufinden. Dabei begegnet es allerlei klugen Tieren und lernt die Welt kennen. Es lernt, wem es Vertrauen schenken kann, wer unglaublich lang-weilig oder auch böse ist, es begegnet freundlichen Tieren, wie dem weißen Elefanten, oder dem schlecht gelaunten Pegasus, der es aber dann doch ans Ziel bringt. Der Text changiert zwischen Phantasie und Logik, die Realität schimmert immer wieder durch, er ist bunt, frei und hebelt die Zeit aus. Wunderbar illustriert von Hildegard E. Keller, die bisher als Schriftstellerin in Erscheinung trat - hier zeigt auch sie ihre verspielte und sehr persönliche Seite.

Ásta Sigurdardóttir: Streichhölzer
Ásta Sirgurdardóttirs Erzählungen aus den 1950er und 60er Jahren treffen ins Mark. Sie schreibt über Armut, über Frauen, die niemals eine Chance auf Bildung und Entfaltung hatten, über Abtreibungen und erzwungene Adoptionen, über die Selbstgefälligkeit des Bürgertums und Gewalt in der Familie - über all das, was nicht in die isländische Gesellschaft passte und normalerweise verdrängt wurde. Jede Erzählung löste einen Skandal aus, auch, weil die Autorin einen sehr freien Lebensstil pflegte und sich nicht an Konventionen hielt. Sie starb 1971 mit nur 41 Jahren, sie hinterließ ein absolut starkes Werk, das nun erstmals auf Deutsch gelesen werden kann, kongenial übertragen von Tina Flecken.

Christine Wunnicke: Wachs
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun-derts spielt dieser Roman, der sich in Details an historische Quellen hält, die eigentliche Geschichte aber auf phantastische Weise erfindet.
Marie Biheron, die Anatomin, die den menschlichen Körper in allen Teilen aus Wachs nachbildet, und Madeleine Basseporte, die unbestritten beste Pflanzenmalerin von Paris, stehen im Mittelpunkt. Sie sind ein Paar, doch der Roman ist weit mehr als eine Liebesge-schichte. Er erzählt die Geschichte beider Frauen, die der Revolution, die einiger bizarrer Nebenfiguren und explizit die der himmelschreienden Ungleichbehandlung von Frauen in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. Er ist plastisch, lebendig, lehrreich, und er ist ein großes Lesevergnügen - ganz, wie man es von Christine Wunnicke gewohnt ist.

Catrin George Ponciano: Alles -
bloß nicht vage! Die portugiesische Dichterin Florbela Espanca
Das Leben der Dichterin Florbela Espanca (1894-1930) war geprägt vom Ringen um Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Dieser Weg kostete unendlich viel Kraft, denn sie stand mit ihren Vorstellungen denen der Gesellschaft diametral entgegen. Ihr wechselvolles und leidenschaft-liches Leben ist die Grundlage ihres Dichtens, als eine der ersten Frauen schuf sie autobiografische Lyrik. Entlang ihres Werkes blickt die Biografin Catrin George Ponciano auf das Leben der Dichterin, sie bezieht die Ereignisse der Zeit mit ein, ihre Freunde, Feinde und Lebensorte, und erschafft so ein facetten- und kenntnisreiches, empathisches Bild einer Dichterin, die hierzulande noch zu entdecken ist.