Lichtblau, Laura

Laura Lichtblau: Sund

Der Sund, zwischen Dänemark und Schweden gelegen, ist für die Ich-Erzählerin zunächst ein Ort des Rückzugs. Sie wartet auf ihre Geliebte und arbeitet an einer Recherche über ihren Urgroßvater. Diese unterbricht sie, um auf die Insel Lykke zu gehen, wo sie sich in einem ehemaligen Wanderheim einquartiert. Dort verzahnen sich die Geschichte der Insel, auf der sich eine Einrichtung zur Zwangssterilisation befand, mit der Familiengeschichte der Erzählerin. Ihr Urgroßvater war ein "nationalsozialistischer Orthopäde", Mitglied des "wissenschaftlichen Beirats" der Nazis und Unterstützer der Euthanasie. Dieses dunkle Kapitel wird auf der Insel wie in der Familie totgeschwiegen, in mühsamer Arbeit gelingt der Erzählerin die Rekonstruktion dessen, was geschehen ist und wer daran beteiligt war. Der Roman ist ein dichtes Gewebe an Eindrücken, Gedanken und Gefühlen, und im Mittelteil eine ungeschönte Sammlung an Fakten. Zugleich einen Sog entwickelnd und den Leser:innen viel Raum lassend, beeindruckt der Roman durch seine kluge Komposition und poetische Sprache.

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