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März 2022

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Thomas Brunnschweiler:

Die Zwischengängerin -

Das abenteuerliche Leben der Susanna Carolina Faesch

Carolina Faesch kam 1852 als Acht-jährige mit ihrer Mutter nach New York. Damit eröffnete sich der gebürtigen Schweizerin eine neue Welt, in der sie vor allem eines faszinierte: die Indianer und ihre Kultur. Nach Scheidung, Erziehung eines Sohnes, Berufstätigkeit und einer beglückenden Beziehung mit einer Frau, übertrat sie eine weitere Schwelle in ihrem Leben: sie wurde Sekretärin des legendären Sitting Bull. Als Grenz- oder Zwischengängerin versuchte sie zwischen den Ureinwohnern und den Weißen zu vermitteln, wobei ihr Herz eindeutig den verfolgten Stämmen gehörte. Thomas Brunnschweiler hat, gestützt auf ein Tagebuch Carolinas und einigen Notizen, ihre Lebensgeschichte rekonstruiert und fiktionalisiert. Dabei erzählt er auch die Geschichte der Native Americans, thematisiert die Frage, wer eigentlich die Wilden sind und vor allem: wie weit kann man sich in eine andere Kultur einleben und sie mit dem Herzen verstehen?

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Kathrin Niemela: wenn ich asche bin, lerne ich kanji, Gedichte

Kathrin Niemelas Gedichtband ver-sammelt fünf Zyklen, von denen "die süße unterm marmeladenschimmel" mit dem Irseer Pegasus ausgezeichnet wurde. Zurecht, denn dieses Debüt zeichnet sich durch eine eigene poetische Stimme aus, durch Vielfalt, Wortschöpfungen, weiträumiges Denken. Die Autorin ist der Liebe und ihrem  Scheitern, gesellschaftlichen Fragen, der Suche nach ihren Wurzeln in Ostpreußen auf der Spur, auch den Veränderungen der Welt durch die Digitalisierung. Niemelas Gedichte sind wie die Kanji, japanische Schriftzeichen, die eine harmonische Einheit bilden, jeder Strich hat seinen Platz und seine Bedeutung. Ein sehr schönes Erstlingswerk!

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Friederike Gösweiner: Regenbogenweiss

Der Roman beginnt mit dem Tod des sechzigjährigen Hermann. Er stirbt völlig unerwartet an einem Herzinfarkt, zurück bleiben seine Frau Marlene und die erwachsenen Kinder Filippa und Bob. Über anderthalb Jahre von November 2014 bis Mai 2016 erstreckt sich der Roman, der wie ein Tagebuch einzelne Etappen der Trauer, des Ringens und den Versuchen einer Neuverortung erzählt. Vor dem Hintergrund verschiedener politischer Krisen zeichnet Friederike Gösweiner die Charaktere ihrer Protagonisten präzise und schält aus ihrem Denken, Handeln und Nicht-Handeln die Wichtigkeit der offenen menschlichen Kommunikation heraus.

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Thomas C. Breuer: Als Champion Jack Dupree mir half, im strömenden Regen einen Opel anzuschieben

In zehn Stories erinnert sich der Kabarettist, Moderator und Schrift-steller Thomas C. Breuer, geb. 1952,

an seine Jugend in der Provinz.

Von Bad Ems über Koblenz nach Trier führte sein Weg, vom Elternhaus in diverse WGs. Seine stete Begleiterin, Lebensgefährtin und Hilfe in allen Lagen: die Musik, ohne die er das Erwachsenwerden nicht überlebt hätte. Das Buch ist ein lebendiges Bild der 1960er und 70er, angereichert mit je einer Trackliste zum Nachhören, angereichert auch mit ganz viel Humor, Selbstironie, Genauigkeit und nicht zuletzt Dankbarkeit.

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Selene Mariani: Ellis

Nach der Trennung ihrer Eltern zieht Ellis mit ihrer Mutter 2002 von Italien nach Deutschland. Sie hat es sehr schwer in der Schule, ist froh, dass sich "die Neue" auf ihre Seite stellt.

Doch auch diese Freundschaft ist nicht einfach, gibt Ellis nicht immer Halt. Selene Mariani thematisiert die Zerrissenheit zwischen zwei Heimaten und Sprachen, das Ausgegrenzt-Werden und die Anziehungskräfte, die über eine reine Freundschaft hinausgehen. Sie teilt mit ihrer Heldin biografische Eckdaten, sie hat viel Herzblut in ihren Roman gelegt, der durch Konzentration auf das Wesentliche, durch Reduktion und Verzicht auf Pathos besticht. Ein sehr gelungenes Debüt!

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