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Juni 2025

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Regina Dürig: Frauen und Steine - Erzählungen

Die zwölf Erzählungen der vielseitigen Autorin haben es in sich: es funkelt und sprüht, der Phantasie werden keine Grenzen gesetzt, die Formen sind äußerst vielfältig, die Verwunderung über die Tiefe der Gedanken bei gleichzeitiger Leichtigkeit der Sprache groß. Wie kann Frau den versteinerten Lebensbedingungen des Patriarchats entkommen? Darum geht es in Erzählungen, die zwischen antiken Figuren und ungewöhnlichen Podcastern, zwischen Wut und Nachdenk-lichkeit, zwischen "Übungen in Abgeschiedenheit" und Reflexionen auf die Lebensgeschichten einer Künstlerin und einer Wissenschaftlerin changieren. Regina Dürig schlägt weite Bögen, die so verschiedenen Texte fügen sich am Ende jedoch zu einem komplexen Ganzen zusammen - die Lektüre bringt einiges zum Brodeln!

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Simonetta Agnello Hornby:

Er war ein guter Junge

Sizilien ab den 1960er Jahren: Santino und Giovanni sind unzertrennliche Freude, beide haben sehr ehrgeizige Mütter, mit deren Unterstützung sie Karriere machen. Der eine in der Baubranche, der andere als Anwalt. Beide werden mit dem Unaus-weichlichen konfrontiert, den wichtigen Familien, an deren Tischen alles entschieden wird. Durch das lebendige Porträt der Insel und ihrer Gesellschaft weht wie ein Dunst die Mafia - weder der eine noch die andere kann gestoppt werden, so scheint es.

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Sara Mesa: Die Familie

In ihrem neuesten Roman blickt die 1976 geborene Autorin auf und in die Keimzelle der Gesellschaft: die Familie. Nach außen hin scheint alles in Ordnung bei der Familie des Anwalts, der sich karitativ engagiert. Doch niemand sieht, dass in der allerbesten Absicht, die Kinder zu guten Menschen zu erziehen, ein autoritäres, geschlossenes System geschaffen wurde, das die Kinder erstickt. Sie rebellieren still oder offen, doch dieses System fördert vor allem Lüge und Verstellung.

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Elen Fern: Wenn die Welse kommen

"Wenn die Welse kommen" wird eine Ausgangssperre in der untergegan-genen Stadt verhängt, denn die Welse haben es auf Kinder abgesehen. Diese werden jedoch weder geraubt noch getötet, sie schwimmen freiwillig mit den mächtigen Fischen und bauen sich fern der Welt der Erwachsenen eine eigene Welt auf. Sie glauben nicht daran, dass das Wasser eines Tages verschwindet, sie stellen sich der neuen Realität. Die alte ist für sie nur noch Lieferant einiger nützlicher Dinge, doch das anarchistische Kollektiv bewegt sich jenseits alter Ordnungen. Man mag den Aussa-gen des Romans folgen oder nicht, er ist ein interessantes Gedankenexperiment, plastisch, lebendig, anschaulich, spannend, manchmal widersprüchlich. Er lädt ein, mit dieser Zukunftsidee anders auf unsere Gegenwart zu schauen.

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