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November 2015

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Rüdiger Vossen:

Weihnachtsbräuche in aller Welt

Das vorliegende Buch ist eine zugleich breit gefächerte und tief gehende

kunst- und kulturhistorische Aufarbeitung des "Festes aller Feste." Von seinen Ursprüngen, die weit vor der christlichen Zeit liegen, über seine Ausbreitung in alle Welt und den damit verbundenen Modifikationen beleuchtet Vossen den 80-tägigen Zyklus, der vom 11.November bis zum 2.Februar dauert. Fest- und Wendetage, die Wurzeln des Festes, Herkunft und Variationen von Weihnachtsbaum- und Krippen sowie (konsum)kritische Anmerkungen stellt er in historische Zusammenhänge, so dass das Buch weit mehr über Weihnachten erzählt als "nur" die Weihnachtsbräuche.

Im Kern baut Vossen Brücken in alle Welt und zeigt die Verbindungslinien  - nicht nur zwischen Christen, sondern zwischen Kulturen und Religionen.

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Ugo Riccarelli: Der Zauberer

Der Vater des Ich-Erzählers kommt als Soldat aus einem kleinen Dorf in den Alpen nach Afrika. Mit Mut, Frechheit und einer unendlichen Phantasie - auch in der Sprache - gelingt es ihm, sich selbst und seinen Kameraden eine gewisse Freiheit zu bewahren. Bis er sich verliebt. Doch der Vater kehrt zurück nach Norditalien, wo er eine Familie gründet und seine Geschichten erzählt - und zwar in immer neuen Variationen. Aus dieser Vielfalt versucht der Erzähler so etwas wie ein Konzentrat der Wahrheit zu destillieren. Das gelingt ihm nur ansatzweise, viel wichtiger ist aber die Fabulierkunst des Vaters, des Zauberers, der sich mit jeder Geschichte eine eigene Wahrheit erschafft. 

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Ralf Rothmann: Milch und Kohle

Aus der Perspektive des fünfzehnjährigen Simon wird ein Familienleben der Endsechziger beschrieben. Die jungen Eltern verließen den Bauernhof in Schleswig, um in die Stadt zu ziehen, die so viel mehr bietet als Mist und Gülle.

Im Ruhrpott versuchen sie das deutsche Wirtschaftswunder zu leben: eine hübsche Wohnung, Tanzvergnügen im Café Maus, Vergessen des Kriegstraumas. Unter der Oberfläche jedoch gärt es mächtig, der Teppich ist nicht groß genug, um all das darunter zu fegen, was unsichtbar bleiben soll. Rothmann evoziert die Stimmung und das Lebensgefühl der Endsechziger vortrefflich, die Charaktere sind in ihrer Vielschichtigkeit klar gezeichnet und es wird deutlich, wie hoch der Preis für ein "besseres" Leben war.

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Marilynne Robinson: Lila

Als kleines Kind wird Lila von Doll, einer Landstreicherin, einfach mitgenommen. Keiner vermisst sie. Doll und Lila wandern zusammen mit einer Gruppe von Tage-löhnern durch den Mittleren Westen,

das Leben wird zur Zeit der Großen Depression immer schwieriger.  

Ein Zuhause hatte Lila nie, bis sie den viel älteren Reverend John Ames heiratet. Damit ändert sich alles für Lila. Die größte Herausforderung ist, ihre innere Heimat-losigkeit anzulegen und Vertrauen zu fassen.

Die zarte Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Verwerfungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist im Grunde eine Geschichte der Einsamkeit.

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