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April 2017

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Paolo Rumiz: Der Leuchtturm

Der Reiseschriftsteller Rumiz verbringt

drei Wochen auf einer winzigen Insel im Mittelmeer. Er wohnt im dortigen Leuchtturm und erlebt die Kräfte der

Natur hautnah, geistreinigend und

seelenverändernd. Er reflektiert über die mediterrane Kultur, das einstmals Verbindende des Mittelmeeres, die Lingua franca, die von Gier bestimmte Politik des modernen Menschen. Er lernt, wie wenig der Mensch zum Leben braucht und wie viel er sich nimmt.

Er lernt die verschiedenen Winde kennen, er spürt die Seele der kargen Insel, er begegnet abseits der Ablenkungen des "normalen" Lebens seinem eigenen Ich - ohne darüber das große Ganze aus den Augen zu verlieren.

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E.T.A. Hoffmann:

Die Bergwerke zu Falun

Illustriert von Kat Menschik

Die Geschichte des jungen Elis Fröbom, der die Seefahrt aufgibt und Bergarbeiter wird, gehört zu den bekanntesten Erzählungen der Romantik. Elis begegnet nach einer Indienfahrt einem alten Bergmann,

der ihm sagt, er solle nach Falun gehen und im dortigen Bergwerk arbeiten, das sei seine Bestimmung. Diese Aussage wird von einem eindringlichen Traum bekräftigt, Elis macht sich auf den Weg. Als er den Höllenschlund am Tageseingang sieht, kehrt er fast um, doch die freundliche Aufnahme in die Gemeinschaft der Arbeiter, vor allem aber die schöne Ulla, bewirken, dass er bleibt. Begegnungen, Erlebnisse, Träume und Visionen unter Tage vermischen sich mit der Tagesrealität - Elis ist vielen unterschiedlichen Kräften ausgesetzt, Angst und Sehnsucht streiten in seiner Seele,

in manchen Augenblicken ist er dem Wahnsinn nahe.

Kat Menschik hat diese Neuausgabe mit eindringlichen und einprägsamen Bildern illustriert, die den Leser tief in die Geschichte hineinziehen. Sie spiegeln die Zerrissenheit des Helden, setzen Glanzlichter auf einzelne Szenen, vertiefen den Geist und die Stimmung der Erzählung, die zwischen Blutrot und Meerblau tiefe Einblicke in die menschliche

Seele gewährt.

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Linda Wolfsgruber & Michael Stavaric: Als der Elsternkönig sein Weiß verlor

Eines Morgens ist der Elsternkönig plötzlich schwarz wie ein Rabe. Unruhe macht sich breit, das Volk vermutet, ihr König könnte ermordet und dieser schwarze Vogel ein Betrüger sein. Doch so ist es nicht. Es ist ihr alter König, der seine Güte verloren hat und nun, um die Gleichheit wieder herzustellen, alles Weiße aus seinem Land verbannt. Alle Federn, Salz und Milch, schließlich die Wolken, müssen schwarz gefärbt werden.

Drei Jahre macht das Volk mit, dann verjagt es den König. Der muss weit weit weg fliegen, um wieder zu sich selbst zu finden. Text und Illustration ergänzen sich wunderbar, die Vögel drücken mit ihrer Körperhaltung aus, was gerade mit Worten erzählt wird. Mit wenig Farbe werden Stimmungen aufgebaut, der Leser kann die Geschichte über mehr als eine Ebene aufnehmen.

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Ulrike Möltgen & Kilian Leyplod: Wolfsbrot

"Wolfsbrot" nimmt die Urängste des "Rotkäppchen" auf. Hier ist es ein Junge, der

im bitterkalten Winter der Nachkriegszeit alleine durch einen dunklen Wald zur Schule gehen muss. Zum Trost gibt ihm die Mutter ein schönes Wurstbrot mit. Im Wald kommt es zu unheimlichen, auch gefährlichen Begegnungen, die der Junge meistert: an diesem Tag wächst er über sich selbst hinaus. Mut und Mitgefühl besiegen seine Angst.

Die Illustrationen sind mehr als Bebilderung: sie erzählen

die Geschichte auf eine andere Weise ebenso eindringlich und zeigen, dass Realität und Phantasie keine zwei getrennten Welten sind. Das Bilderbuch für Kinder ab acht Jahren und Erwachsene ist ein Buch, das auf ästhetisch sehr hohem Niveau Mut macht, ohne Ängste klein zu reden.

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Christine Wunnicke: Katie

Florence Cook ist ein berühmtes Medium Ende des 19. Jahrhunderts in London. Das Besondere: sie materialisiert. Aus ihr heraus tritt Katie, ein ziemlich schamloses Frauenzimmer. Der Physiker und Chemiker William Crookes soll begutachten, ob Florence eine Betrügerin ist oder nicht.

Seine Methoden und Ergebnisse sind fragwürdig und Katie ist nicht so einfach zu fassen. Auf der Grundlage wissenschaftlicher und historischer Fakten (alle Personen des Buches lebten wirklich), entwickelt Wunnicke eine famose, sprachlich und inhaltlich erstklassige, lehrreiche, unterhaltsame, phantasievolle, ironische und großen Genuss bereitende Geschichte, wie man sie eigentlich nur aus dem angelsächsischen Raum kennt.

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