_____________________________________________________

Oktober 2019

_____________________________________________________

Ingvar Ambjornsen:

Echo eines Freundes

Elling, der sympathische Antiheld aus den 1990er Jahren ist wieder da.

Auf die Sechzig geht er zu und ist wild entschlossen, aus seinen letzten Jahren das Beste zu machen. Hat er doch gerade eine neue Wohnung bezogen, alleine, raus aus der Betreuung.

Und als ob das echte Leben nicht genug Herausforderungen bereit hielte, meldet er sich auch noch bei Facebook an und beginnt eine zweite Existenz unter anderem Namen. Hier wie dort blüht seine Phantasie, es ist eine Freude für den Leser seinen Gedankengängen zu folgen, die kleinste Kleinigkeit ist imstande eine Kaskade an Einfällen auszulösen.

Elling ist einer, der nicht in die weite Welt fahren muss, um Abenteuer zu erleben, die finden sich für ihn an jeder Ecke.

Zur Besprechung

 

 

 

Knut Odegard: Die Zeit ist gekommen

Diese starken, mutigen und melo-dischen Gedichte rühren ans Innerste. Sie schrecken vor keinem Thema zurück, nennen Verzweiflung und Untergang beim Namen. Sie tun dies aber mit einer solchen Hinwendung zum Menschsein, dass der Trost dem Grauen eingeschrieben ist und trösten können, Mut machen, indem sie viel zumuten. Die Gedichte nehmen Sagen und Mythen auf - der Mythos bildet nicht die historische Wahrheit ab, er zeigt die Struktur dahinter. Odegards Gedichte könnten helfen, den dystopischen Alptraum mancher Gedichte im Bereich des Traumes zu belassen. Eine bereichernde Lektüre!

Zur Besprechung

 

 

 

Tor Ulven: Ablösung

Veränderungen des Lichts, Schattierun-gen der Dunkelheit, Figuren in den verschiedensten Situationen und Konstellationen, vom Jungen bis zum Greis - dieser Roman verfügt weder über eine Handlung, noch über eine Hauptperson, er spielt mit den Ebenen des Denkens, Träumens, Erinnerns, Trauerns. Die Figuren finden sich ab, lösen sich ab. Die Sprache ist präzise und rhythmisch, der Stil einzigartig, sie sind es, die den Zauber dieses Buches ausmachen, dessen Inhalt an vielen Stellen rätselhaft bleibt.

Zur Besprechung

 

 

 

Tarjei Vesaas: Das Eis-Schloss

Dieser sehr poetische Roman erzählt

in dichten Bildern und mit großer sprachlicher Kraft die Geschichte der Freundschaft von Siss und Unn, zwei elfjährigen Mädchen - und vom Verlust eines geliebten Menschen. Unn kommt als Waise zu ihrer Tante in ein Dorf. 

Sie hält sich stets am Rand, doch Siss, die Anführerin der Kinder, fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Nach einem magischen Abend, an dem die Freundschaft besiegelt und ein Geheimnis zwar nicht ausgesprochen wird, fortan aber das Leben von Siss bestimmt, verschwindet Unn im Eis-Schloss, das sie angezogen und in einen Rauschzustand versetzt hat. Sie kommt nicht zurück. Siss hat nun einen weiten Weg zurück in ihr Leben vor sich, die Gemeinschaft des Dorfes, die Erwachsenen wie die Kinder, begleitet sie auf einzigartige Weise. Dieser Roman über Verlust und Einsamkeit, Stärke, Mut, Zusammenhalt und Freundschaft brennt sich ins Gedächtnis, er ist ganz große Literatur.

        Zur Besprechung

 

 

 

Robert Scheer: Matthäus-Passion

Lothar Matthäus, der Ex-Fußballgott, ist Trainer einer israelischen Mannschaft. Das war er tatsächlich, im Jahr 2008. Auf der Suche nach einem Mittelfeldspieler fährt er zusammen mit seinem Dolmetscher, dem Ich-Erzähler dieses Roadmovies, durchs Land. Begleitet von dessen Onkel Sauberger, der das Trio mehr als einmal aus einer unangenehmen Situation befreit. Jedem Kapitel des Romans ist ein Thema eingeschrieben, das (selbst)ironisch betrachtet wird, seien es die Schabbat-Regeln, die Religionstouristen, die russischen Einwanderer oder die spezielle Philosophie des Bauches,

die Onkel Sauberger pflegt. Informativ, amüsant und leicht, aber auch hintergründig und ernst ist das Buch - die überbordende Phantasie des Autors ist eine Freude.

 Zur Besprechung