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November 2016

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Maria Braig: Spanische Dörfer

Eine junge Frau, die aus Afrika geflohen ist, ein junger Spanier, der in seiner Heimat keine berufliche Zukunft hat und dessen Freund, der ein Chromosom mehr hat, als die meisten anderen Menschen, sind die Protagonisten dieses Romans für junge Leser (meine Empfehlung: ab 13 Jahren).

Alle drei sind Außenseiter, werden von der Gesellschaft dazu gemacht. Doch in diesem von vielen glücklichen Zufällen geprägten Roman finden sie am Ende einen Platz, der ihnen den Raum gibt, frei und nach eigenen Vorstellungen zu leben. Es klingt ein wenig utopisch und doch ist es nicht unmöglich.

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Truman Capote: Sommerdiebe

Die siebzehnjährige Grady ist glücklich: sie wird einige Wochen ohne ihre Eltern alleine in New York verbringen, diese gehen auf Reisen nach Europa.  

Sie pfeift auf die Vorstellungen ihrer Eltern, die von einem rauschenden Debüt und einer standesgemäßen Ehe ihrer Tochter träumen - Grady träumt von einem wilden und freien Leben.

Das genießt sie mit ihrem Geliebten Clyde in jenem heißen Sommer. Doch bald wird aus einem Spiel tragischer Ernst... Dieser Roman ist das Debüt des gefeierten Schriftstellers,

das 2004 in einem Pappkarton auftauchte, erst jetzt kann

der Leser erfahren, wir reif sein Erstling ist, und wie sehr all das in ihm angelegt ist, was auch die späteren Romane Capotes (1924-1984) auszeichnet.

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Andrea Stefanoni: Die erinnerte Insel

Consuelo und Rogelio müssen Spanien verlassen, weil Rogelio auf Seiten der Republikaner gekämpft hat.

In Argentinien bauen sie sich ein neues Leben auf, was ihnen mit harter Arbeit gelingt. Sie besitzen bald ein Haus auf ihrer eigenen kleinen Insel, ihre beiden Kinder können in Sicherheit aufwachsen. Consuelo macht nur einmal einen gravierenden Fehler,

die Vertrautheit mit ihrer Tochter Elvira leidet sehr darunter. Doch Jahre später kommt Elvira mit ihren Kindern immer wieder zu Besuch. Diese genießen das abenteuerliche Leben auf der Insel, die Enkelin Sofia fühlt sich tief mit Consuelo verbunden. Sie wird später die Familiengeschichte erforschen und aufschreiben, dabei gelingt ihr neben dem Porträt der Familie auch ein fundierter Blick auf eine Epoche Europas und das Thema Auswanderung bzw Neuanfang.   

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Shumona Sinha: Kalkutta

Trisha kehrt anlässlich der Einäscherung ihres Vaters in ihre Heimatstadt Kalkutta zurück. Vor vielen Jahren verließ sie diese, um in Paris zu leben. Mit der Rückkehr in das Elternhaus und der Berührung vieler Gegenstände kommen die Erinnerungen zurück. Sie erzählt von den Eltern und der Großmutter, geht bis zur Urgroßmutter zurück, deren Leben wie ein Stück mystische Urgeschichte erscheint. Sie berichtet aber auch ausführlich von der politischen Entwicklung Indiens bzw Westbengalens seit den 1970er Jahren.  

Sehr eindrucksvoll verflicht die Autorin die feinen Fäden menschlicher Beziehungen mit den kollektiven Geschehnissen eines Landes. Sie reflektiert die "Macht der Worte", denen der "Brunnen aus Schweigen" gegenübersteht. Mit ihrer Geschichte öffnet sie eine Tür in ein fremdes Land - und versucht dem Schweigen (der Mutter) zu entkommen.

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