Die neuesten Empfehlungen

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September 2022

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Hildegard E. Keller: Was wir scheinen

Hildegard E. Keller zeichnet in diesem Roman die Lebens- und Denkgeschich-te der Philosophin, Publizistin und Dichterin Hannah Ahrendt nach. Ausgehend von ihrem letzten Sommer-urlaub im Tessin lässt sie die Denkerin auf ihr Leben, ihre Begegnungen und Freundschaften, ihre Werke und ihr Wirken zurückblicken. Dabei entsteht ein genaues Porträt, sowohl der öffentlichen als auch der privaten Person. Die Lesenden begleiten sie, werfen ihr einen Blick über die Schulter, schauen mit ihren Augen auf die Weltpolitik und auf ihre Herzenswünsche und kommen ihr so sehr nahe. Dabei lässt der Roman verschiedene Lesarten zu, er nimmt den Freiheitsanspruch Hannah Ahrendts sehr genau.

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Omar Youssef Souleimane:

Der letzte Syrer

Syrien im Arabischen Frühling 2011: eine Gruppe junger Menschen kämpft für ihre Freiheit, ihre Ideale. Die friedliche Revolution mit dem Ziel, eine Demokratie zu errichten, wird jedoch zunehmend von Islamisten unter-wandert, diese haben ganz andere Ziele. In den politischen Kampf verwebt Souleimane das Ringen seiner Figuren um Selbstbestimmung, um eine eigene Identität und ein erfülltes Leben. Er zeichnet sie sehr genau, viele Dialoge machen den Roman lebendig. Er ist poetisch, er ist auch brutal, denn ein junger Aktivist wird in das Folter-und Todeszentrum des Regimes gebracht.  Doch es geht dem Autor nicht um die Darstellung der Gewalt, sondern um die Darstellung der Macht. Mit diesem gelungenen Debütroman ruft der im französischen Exil lebende Autor einen fast vergessenen Krieg in Erinnerung, darüber hinaus macht er deutlich,

wie grundlegend das Recht auf Selbstbestimmung ist.  

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Audre Lorde: Ein strahlendes Licht

Sechs Essays der Ikone Schwarzer Frauenliteratur aus den Jahren 1979-1988, ergänzt durch Gespräche, die sie mit Freundinnen und Mitstreiterinnen führte, versammelt dieser Band. Herzstück ist "Ein strahlendes Licht. Leben mit Krebs", in dem Audre Lorde ihren Kampf gegen die Krankheit mit dem gegen die weltweite Unter-drückung von Schwarzen und Indigenen verknüpft.

Die Dichterin, die sich als "Schwarz, lesbisch, Feministin, Kriegerin, Dichterin, Mutter" bezeichnet, ist scharfsinnig, ehrlich, mutig, sie ruft auf zu Solidarität, zur Anerkennung von Verschiedenheit, zum Brechen des Schweigens und der Anerkennung, dass das Private und das Politische nicht zu trennen sind. Die aufrüttelnden, funkelnden und ansteckenden Texte sind heute so aktuell wie zur Zeit ihres Entstehens, sie sprechen von Schwarzen Frauen über alle Frauen dieser Welt.

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Ré Soupault:

Überall Verwüstung. Abends Kino;

Reisetagebuch

Mit ihrem Vélosolex, einem Fahrrad mit Hilfsmotor, reist die Schrift-stellerin, Übersetzerin und Fotografin Ré Soupault im Jahr 1951 einige Wochen durch Süddeutschland. Von Basel aus fährt sie mehr als 1500 km, ihr wichtigstes Gepäckstück ist die Schreibmaschine. Das Reisetagebuch ist eine Aufnahme von Deutschland sechs Jahre nach Kriegsende. Es ist ein feines Porträt diverser Städte und seiner Menschen, eine Suche nach Verständnis der Situation, und auch ein Versuch, sich selbst in dieser veränderten Nachkriegswelt zu verorten.

Der Text beeindruckt mit seinen vielfältigen Reflexionen

und seiner  Zugewandtheit. Ohne zu übertreiben kann

Ré Soupaults Werk als ganz groß bezeichnet werden.

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Margarete Beutler:

Ich träumte, ich hätte einen Wetterhahn geheiratet

Das Zustandekommen dieses Buches gleicht einem Märchen: die bislang unveröffentlichten Texte wurden in einer Kiste auf einem Dachboden gefunden. Nun sind sie Jahrzehnte nach ihrem Entstehen dankenswerterweise erschienen, sorgfältig ausgewählt und ediert. Ein Teil der Erzählungen handelt von der Kindheit Margaretes. Sie sind in einem Ton verfasst, der die Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit des Kindes abbildet. Aber auch sie sind, wie die anderen Erzählungen, durchzogen von übergeordneten Fragen des Lebens, vor allem des Lebens einer Frau und ihrer Stellung in der Gesellschaft. Die Texte sind voller Humor und Fantasie, die Autorin hat das Geschick, ernste und komplexe Themen leichtfüßig und mit einem Augenzwinkern darzustellen.

Es ist eine große Freude, diese lebendigen Geschichten nun lesen zu können.

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Christine Wunnicke: Selig & Boggs

Die Erfindung von Hollywood

Diese auf Fakten beruhende, phantastische, funkelnde und flirrende Geschichte über die Anfänge der Filmindustrie und ihren Umzug vom wolkenreichen Chicago ins sonnige Kalifornien, führt vor Augen, wie verblüffend naiv diese Anfänge waren. Christine Wunnicke erweckt in einer rasanten und geist-reichen Story, vor allem aber mit ihrem unverwechselbaren Stil, den Chef der Polyscope, Selig, und seinen Spielleiter Boggs zum Leben. Und nicht nur diese beiden, es tollen einige mehr durch die knallbunte Szenerie. Das schmale Büchlein ist großes Kopf-Kino!

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