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Oktober 2022

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Doris Runge:

die schönsten versprechen

Doris Runges neue Gedichte sind knapp in der Form, auf den ersten Blick schlicht, doch sie erzählen ganze Geschichten, sie klingen und singen. Inspiriert vom Meer spricht sie von Verwandlung, Sehnsucht, Träumen und Hoffnung. Auch die Ironie ist ihr nicht fremd, sie reflektiert die Zeit-geschichte und Praktisches, vor allem aber das menschliche Leben in all seinen Facetten.

Eine ganz große Lesefreude!

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Ann Quin: Passagen

Ann Quins flirrender, kaleidoskop-artiger Text handelt von der Suche einer Frau nach ihrem Bruder, der in einer Diktatur verschwand. Doch dieser Plot dient eher als Konstrukt, an dem sich die Fragen nach Identität, Realität, Traum und Veränderung entzünden. Ein tragendes Element des experi-mentellen, poetischen und außergewöhnlichen Buches ist das Meer. Viele Strömungen unterlaufen sich hier wie dort, nichts ist gesichert, der Text verzeichnet eine Suche, die auch die herrschende Vorstellung von der Zeit durchkreuzt. "Passagen" ist ein absolut einzigartiges und herausfordern-des Buch. Jede und jeder wird hier eine andere Geschichte lesen.

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Eeva-Liisa Manner:

Das Mädchen auf der Himmelsbrücke

Die neunjährige Leena ist die zentrale Figur dieses Romans, in dem die Grenzen zwischen Traum und Realität, Wünschen und Erinnerungen, Himmel und Meer verschwimmen. Das Kind lebt in mehr als einer Welt, es einsam zu nennen ist richtig und falsch zugleich, denn der ganze Roman, der so präzise wie poetisch Leenas Innen- und Außenwelt beschreibt, schwebt, fließt, ist wie ein Märchen, zugleich ganz konkrete Wirklichkeit. Der 1951 erschienene Roman ist der Erstling der großen finnischen Autorin, der nun erstmals auf Deutsch gelesen werden kann. Er ist völlig außergewöhnlich, in jeder Hinsicht.

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Aysegül Celik: Papierschiffchen in der Wüste - Roman in Erzählungen

Der aus zehn Erzählungen bestehende Roman ist im Südosten der Türkei angesiedelt. In einer Gegend, in der sich mehrere Ethnien, Sprachen, Kulturen und Religionen begegnen, in der noch sehr alte Traditionen lebendig sind. Diese aufzubrechen, einen eigenen Weg zu finden, die eigene Geschichte selbst zu erzählen, ist der tiefe Wunsch der Romanfiguren, meist Frauen. Sie sind Christinnen oder Jesidinnen, sie haben den gleichen Traum. Aysegül Celik verwebt Mythen und Märchen, Träume, Hoffnungen und die Realität zu einem poetischen und sensiblen Text, dessen Kernaussage lautet: Eine bessere Welt ist möglich!

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Toril Brekke:

Ein rostiger Klang von Freiheit

Agathe, die siebzehnjährige Ich-Erzählerin, erlebt Ende der 1960er Jahre die Umbrüche in der norwegischen Gesellschaft und in ihrem eigenen Leben. Sie erprobt neue Freiheiten und sie wird mit Familiengeheimnissen konfrontiert, die Jahrzehnte unter Verschluss waren. Mit ihrem fein komponierten Roman zeichnet Toril Brekke ein Porträt der Zeit, mehr noch das Bild einer starken jungen Frau, die erfahren muss, wie mächtig das Unausgesprochene ist.

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