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Zwischen den Jahren

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Willi Weitzel (Text) & Verena Wugeditsch (Illustration):

Der Frieden ist ausgebrochen

Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbricht, fragt eine kleine Tochter ihren Vater, was das ist: Krieg. Er erklärt ihr zunächst, was Frieden ist, um dann zu erzählen, was diesen zerstört. Und am Ende nennt er auch eine Möglichkeit, wie er wieder hergestellt werden kann: mit Reden! Ein komplexes Thema so einfach wie möglich zu erklären, so lautet das Credo des Autors und Journalisten, dessen Geschichte eindrücklich von Verena Wugeditsch illustriert wurde. Ihre Bilder ermöglichen über den Text hinaus einen unmittelbaren Zugang für Zuhörende/Betrachtende ab drei Jahren.  

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Katrin Hofer Weber (Text) &

Tatjana Mai-Wyss (Illustration):

Anna mag Oma und Oma mag Äpfel

Annas Oma lebt nicht mehr in ihrem schönen Haus, sie lebt nun in einem Seniorenheim. Und sie ist irgendwie seltsam geworden, manchmal richtig gemein. Annas Eltern erklären ihr feinfühlig, dass die Oma an Demenz leidet und was das bedeutet. Das Buch mit den harmonischen Illustrationen hilft, die von dieser Krankheit Betroffenen besser zu verstehen und zeigt einen Weg auf, trotzdem miteinander in Kontakt zu kommen. Anna hat nämlich eine schöne Idee - sie funktioniert und erfreut Anna und Oma.

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Dezember 2022

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José Carlos Llop:

Der Bericht "Guillermo Stein"

Der 1968 in Palma spielende Kurzroman erzählt von Pablo, einem bei seinen Großeltern lebenden zwölfjährigen Schüler eines Jesuiten-kollegs. José Carlos Llop verknüpft diese persönliche Geschichte mit der der Insel, die Ende der 60er Jahre noch tief im Faschismus Francos steckt und wo Ereignisse aus dem Bürgerkrieg noch immer das Leben der Protagonisten bestimmen. Im Hintergrund schwebt stets die Frage: Was wissen wir von anderen, was über uns selbst? mit - die Antwort darauf ist erstaunlich.

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Johanne Lykke Holm: Strega

Neun Mädchen verbringen einige Monate als Saisonarbeiterinnen in einem Hotel - in das niemals ein Gast kommt. Das labyrinthartige Gebäude ist ein Labor, in dem sich die Mädchen in ihre Rolle als Frau einüben sollen. Der Stil ist sinnlich, der Roman liest sich wie ein Märchen, doch die Aussage ist eine klar politisch-feministische. Es geht um Erziehung und Gehorsam, um Erwartungen, um Mädchen- und Frauenmörder, um Selbstermächtigung und die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens. Der Roman ist schlicht der Hammer!

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Aurora Venturini: Die Cousinen

Yuna, ein "minderbemitteltes" Mädchen, wächst mit ihrer behinderten Schwester bei der alleinerziehenden Mutter auf. Es herrschen lieblose, desolate Zustände, einziger Lichtblick ist die Zeichenschule. Yuna, die sich mit Worten sehr schwer tut, drückt sich in ihren Bildern aus und schafft es, sich mit Hilfe ihres Talents aus den engen Familienbanden herauszulösen. Ein Stück weit hilft ihr dabei auch ihre Cousine, eine "Zwergin", doch diese ist weniger ehrlich als gedacht. Die Frauen dieses Romans, der in den 1940er Jahren in Argentinien spielt, sind von einem System der toxischen Männlichkeit deformiert. Er ist schonungslos, klar, brutal, lustig, originell und poetisch, er geht an die Wurzeln des menschlichen (Zusammen) Lebens.

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Sara Mesa: Eine Liebe

Eine klassische Liebesgeschichte ist dieser Roman beileibe nicht. Er ist die Erzählung einer Flucht aufs Land, die keine Befreiung bringt, sondern die Protagonistin Nat in eine Obsession stürzt. Er erzählt von Schuld und Sühne, von Vergebung und Strafe, von den Erwartungen der Gesellschaft und dem Tauschhandel als "grundlegende soziale Interaktion". Sara Mesa leuchtet die Verstrickungen, in die Nat gerät aus, ohne in ein Schwarz-Weiß Denken zu verfallen. Immer wieder geht es um Geben und Nehmen in diesem gewaltigen Roman, der durch Präzision glänzt und ganz unerwartet endet.

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Bettina Hartz: Rot ist der höchste Ernst

In ihrem grandiosen Debütroman erzählt Bettina Hartz von der Schriftstellerin Milena, die sich einen Lebensgefährten ausdenkt. Hans erscheint als eine reale Figur, doch er könnte auch eine Seite von Milenas Persönlichkeit sein. Auf diesem doppelten Boden bewegt sich der Roman, der tief reflektierend über Abhängig- und Unabhängigkeit, über Einsamkeit und Nähe, über Leben und Schreiben, d.h. Leben erfinden, nachdenkt. In einer einzigartigen, atemlosen Sprache, die ohne Floskeln oder Redewendungen auskommt, entwickelt sich eine Geschichte, die viele Fragen stellt, Rätsel aufgibt, Gesagtes und Ungesagtes miteinander verwebt, in die europäische Geschichte sowie ins Innerste Milenas führt. 

Ganz große Empfehlung!

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