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Juli 2023

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Jürgen Banscherus (Text) & Franziska Neubert (Illustration): Aber Luise!

Luise ist ein äußerst tollpatschiges Kind, eigentlich geht alles, was sie macht, schief. Zu Land, zu Wasser und sogar im Universum sorgt sie für ziemlichen Aufruhr. Dorthin gelangt sie, nachdem sie die Finger nicht vom Startknopf einer Rakete lassen konnte, als sie mit ihren Eltern eine Raketenstation besucht. Aber Luise ist nicht nur tollpatschig, sie ist auch toll. Mit Mut, Gewitztheit und einem Jungen namens Luis setzt sie diesmal die richtigen Hebel in Bewegung. Die Illustrationen gestaltete Franziska Neubert mit Holzschnitten. Kräftige Farben, bewegte Bilder und lebhafte Gesichter spiegeln das Universum Luises. Und so viel auch schief gehen mag, am Ende geht es doch immer gut aus. Für Lesende jeden Alters - viele, nicht nur Kinder, werden sich in der liebenswürdigen Figur wiederfinden.

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Ingeborg Gleichauf: Alles ist seltsam in der Welt. Gertrud Kolmar. Ein Porträt

Gertrud Kolmar (1894-1943), Lyrikerin, Dramatikerin und Verfasserin kunstvoller Briefe, ist eine der vielen vergessenen Dichterinnen, deren Werk zum Glück wiederentdeckt wird.

In ihrem Porträt verwebt Ingeborg Gleichauf Leben und Werk Gertrud Kolmars, die es versteht, persönliche Erfahrungen "in eine überpersönliche Erlebniswelt" zu heben. Äußerst fantasievoll, bildlich-einprägsam, sich nie ganz dem Schmerz hingebend, klar auf ihre Zeit blickend, manchmal grotesk, ist das vielseitige Werk Kolmars. Genau und einfühlsam, mit vielen Zitaten und Textauszügen versehen, ist das gelungene Bild der Dichterin.

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Lindita Arapi: Albanische Schwestern

Alba, Ende dreißig, lebt mit ihrem Mann Thomas in Wien. Sie kommt aus Albanien, arbeitet nun bei der Ausländerbehörde, gilt als Beispiel gelungener Integration. Wie fremd sie sich dort fühlt, weiß nur sie selbst. Einzig die Telefonate mit ihrer in Tirana lebenden Schwester Pranvera geben ihr Kraft, aber die Angst, ihr ständiger Begleiter, wächst sich zu Panikattacken aus, Alba kann irgendwann das Haus nicht mehr verlassen. Ihr Leben nimmt eine völlig unerwartete Wendung, als sie zur Beerdigung ihres Vaters in ihre Heimat reist, zum ersten Mal trifft sie dort eine ganz und gar eigenständige Entscheidung. Der Roman bettet die persönlichen Lebensgeschichten in die Traditionen und Entwicklungen Albaniens, in die Erwartungen des Westens und in das große Thema Migration ein. Er ist ein weiträumiger Text, der den Lesenden die Figuren nahe bringt, und auch die Strukturen freilegt, die es so schwer machen, einen eigenen Weg gehen zu können.

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Andrea Grosso Ciponte (Illustration) &

Dacia Palmerino (Textadaption):

Schloss Otranto

Nach Horace Walpoles Roman

Mit seinem 1764 erschienenen Roman begründete Horace Walpole die neue Gattung des Schauerromans. Das Künstlerduo Andrea Grosso Ciponte (Illustration) und Dacia Palmerino, die den Text adaptierte, fängt in der Graphic Novel die düstere Atmosphäre der Geschichte meisterhaft ein. Es geht um Macht, Missbrauch, Gier und Gewalt, um die Mächte der Finsternis, um Unerklärliches und Ängste, denen man nicht entfliehen kann. Konzentrierte Texte im Stil des Originals im Verein mit den von starken Hell-Dunkel-Kontrasten lebenden Bildern reflektieren den Geist dieses im Mittelalter spielenden Romans und den der Schwarzen Romantik sehr treffend. Diese Graphic Novel holt einen alten Text ins Heute.

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Wilhelm Hauff (Text) & Christian Sobeck (Illustration): Das kalte Herz -

Ein Märchen aus dem Schwarzwald

Das berühmte Märchen Wilhelm Hauffs aus dem Jahr 1828 wird in dieser Ausgabe wunderbar in Szene gesetzt. Der junge Designer und Illustrator Christian Sobeck hat mit zartem, aber entschlossenem und plastischem Strich den Weg des Helden Peter Munk begleitet und dem Werk damit eine weitere Dimension verliehen. Man könnte das Märchen auf Gut gegen Böse reduzieren, doch es ist viel mehr: Es geht um das Menschsein und um das Mysterium Wald, das verdeutlichen die Bilder überklar.

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Christina Maria Landerl: Donnas Haus

Wie kann man Nähe herstellen? Wie viel davon kann man ertragen? Ist Nähe das Gegenteil von Alleinsein? Diese Fragen stellt Christina Maria Landerl in ihrem feinen Roman, der behutsam und ohne Abschweifungen von drei Frauen erzählt, die zunächst die Einsamkeit suchen, sich dann aber füreinander öffnen. Bis eine Grenze überschritten wird und die Situation kippt. Sie will fein austariert sein, diese Balance zwischen Intimität und Distanz, dann kann sie gelingen. Der schmale Roman ist ein dicht gewebtes Wort-Bild, der sich über ein intensives halbes Jahr erstreckt, intensiv ist er auch für die Lesenden.

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Esther Kinsky:

Gedankenspiele über die Hoffnung

Ganz umfassend, von der Etymologie, über die Verbindungen zu Zeit, Erinnerung, Glück, Handeln etc., bis hin zu Überlegungen, was es heißt, ohne Hoffnung zu leben, beleuchtet Ester Kinsky klar und verständlich einen weiträumigen Begriff. Sie erzählt Persönliches, ordnet das "Konzept der Hoffnung" historisch ein, zieht Verbindungslinien zu berühmten Gedichten oder auch zur Bedeutung des Odysseus - das schmale Büchlein ist eine Fundgrube an Ideen und Gedanken. Man wird immer wieder staunen über diese Fülle.

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