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Mai 2018   -   Suche

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It´s Raining Elephants: Marta und Ich

Marta zeichnet immer und überall.

Einmal malt sie einen Löwen, der zu einem guten Freund wird, nachdem er aus dem Bild heraus ins richtige Leben getreten ist. Die beiden erleben wilde (Zimmer)Abenteuer, befahren das Meer, spielen Verstecke im dichtesten Dschungel. Sie spielen, tanzen, streiten und vertragen sich wieder. Die Bilder sind in allen möglichen Variationen von ganz zart bis sehr bunt und expressiv gestaltet. Die beiden Helden haben auf jedem Bild einen anderen Gesichtsausdruck, die Ausstattung der Räume korrespondiert mit dem Geschehen in der Geschichte.

Das Autoren-Duo It´s Raining Elephants schüttet ein ganzes Füllhorn an Gefühlen aus, der Leser bzw Betrachter durch-schifft eine weite Welt an Farben, Formen und Ereignissen, kann in die Geschichte eintauchen, aus ihr auftauchen, weiterschwimmen- und fliegen, er wird bei jedem Mal etwas Neues entdecken. Ein Freudengesang auf die Freundschaft und die Freiheit ist dieses vielfältige, ereignisreiche Buch,

das man mehr als einmal lesen wird. Versprochen.

Für alle Menschen ab fünf Jahren.

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Rita Indiana: Tentakel

Acilde hat zwei Ziele: Chefkoch und ein Mann werden. Argenis möchte als Künstler reüssieren. Giorgio Menicucci möchte seiner Frau Linda helfen,

das Meer zu retten. Sie leben in der Dominikanischen Republik der Zukunft, doch der Roman hat seine Wurzeln im 17. Jahrhundert.

Er ist ein bunt zusammengesetztes Puzzle mit Teilen aus Religion, Umweltzerstörung, Geschichte der Karibik, Identitäts- und Genderfragen, bildender Kunst und Musik. Die Realität wird ständig durchkreuzt von der Vergangenheit, in Wahrheit sind diese gar nicht zu trennen. Wie die Kunst, die in der Lage ist,

Raum und Zeit hinter sich zu lassen und Entferntestes zu überbrücken, kreuzen sich in diesem Roman die Wege multibler Ichs. Was die Beantwortung der Frage: Wer ist ich? nicht gerade erleichtert, dem Leser aber eine sehr vielfältige und kompromisslos moderne Geschichte beschert, die frei und unverblümt mischt, schichtet, verflüssigt und vor nichts zurückschreckt.

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Alasdair Campbell: Der Junge aus Ness

Colin Murray wächst in den 1950er und 60er- Jahren auf den Äußeren Hebriden auf. Die karge Landschaft, Arbeit und Armut bestimmen das Leben der Menschen. Aber auch das weit verzweigte Verwandtschaftsgeflecht,

die Geschichten und Lieder, die den Menschen ihre Identität geben. Als Colin das Dorf Ness verlässt, um die Schule in Stornoway und später die Universität in Aberdeen zu besuchen, verlässt er nicht nur die Insel, sondern die Gemeinschaft, die ihm Wurzeln gab. Er gerät in eine Abwärtsspirale, es bleibt am Ende offen, ob Colin sich aus dieser befreien konnte. Alasdair Campbell, ebenfalls von der Insel Lewis, zeichnet ein genaues Gemälde des Lebens am Rand Europas. Die Stimme eines Erzählers, der auf das Geschehen blickt, wird abgelöst durch den Ich-Erzähler,

der in Briefen sein Leben erzählt. Damit verwebt er sehr geschickt Vorder- und Hintergrund sowie das Individuum mit der Gemeinschaft. Sein Held Colin führt in seinen Briefen die Tradition des Geschichtenerzählens fort, das ist eine letzte Bindung an seine Heimat.

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Bianca Bellová: Am See

Diese wuchtige Coming-of-Age-Geschichte erzählt das Schicksal Namis, der weder seine Mutter noch seinen Vater kennt. Nach dem Tod der Großmutter verlässt er als Dreizehn-jähriger das Dorf am See und geht in

die Hauptstadt. Auf der Suche nach der Mutter und einem besseren Leben.

Sein Schicksal ist extrem hart, Bellová erzählt es bildstark, direkt und in einer glasklaren Sprache. Sie knüpft an den existenzialistischen Gedanken des Geworfen-Seins an - das Leben verlangt Nami alles ab. Bellová erzählt dieses "alles" beeindruckend gut.

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Céline Minard: Das große Spiel

Eine Frau kauft sich ein 20 Hektar großes Gebiet in den Bergen. Dort lässt sie eine "Lebensröhre" bauen, in der sie völlig autark ist. Sie will herausfinden, ob man "im Abseits" leben kann.

Sie ist den Elementarkräften der Berge ausgesetzt, genauso all dem, was die Einsamkeit freisetzt. Doch zu einem Spiel - und das ist das Leben für sie - gehören zwei, man kann nicht mit sich selbst spielen,

sich nicht selbst überraschen. Sie scheint auch wirklich

nicht ganz alleine zu sein. Ob das Wesen, das dort in den Bergen haust, eine Geburt ihrer Phantasie ist oder jener Spielpartner, mag der Leser entscheiden.

Auch er muss sich einlassen auf dieses Spiel, das schließlich in die Leere zwischen zwei Berggipfel gespannt wird.

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